Blue
Sky Heaven: H.O.G. Meeting Samurai Style
Rainer Schwarz & Craig
Jones burnen im Schatten des Fujiyama!
Japan ist für westliche
Touristen noch immer ein Reiseziel, welches der
Entdeckung harrt. Schwierig
ist das Reisen im Land vor allem vor
allemwegen der Sprache,
die einen Europäer vor fast unüberbrückbare
Kommunikations-Probleme
stellt: Bus- und Eisenbahnfahren, wenn man nicht
mal den Fahrplan lesen kann
und kaum jemand englisch spricht ist ein Problem.
Für Rainer Schwarz
und Craig Jones, ergänzt durch ihre Stunt-Partner
Markus Diepolder und Wing
gab’s keine Kommunikationsprobleme: Harley-
und Buell Fahrer verstehen
sich auch ohne Worte!
Die beiden einzigen Stunt
„Werksfahrer“, unterstützt von Harley-Davidson
Deutschland und Harley-Davidson
Europa brannten eine Stuntshow auf den
Asphalt, wie sie auf diesem
Globus noch nicht zu sehen war: Takashi
Inoue von Harley-Davidson
Yamanashi hatte zusammen mit seinem
Mechaniker-Team Satoshi
Yazaki und Mitsuru Hoshino eine Stuntflotte auf
die Räder gestellt,
die sich sehen lassen konnte: Zwei Buell X1, eine
XB9R „Firebolt“, Eine modifizierte
FXDX und eine von Blinkern und
Accessoires befreite V-Rod
standen auf der Rennstrecke bereit, als die
Gladiatoren am Donnerstag
zum ersten Mal die Arena auf dem Gelände des
Fuji-Racetack betraten.
Die Motorräder waren perfekt vorbereitet und
mußten nur noch auf
die Bedürfnisse der Fahrer und Beifahrer abgestimmt
werden, dann ging es an
die ersten Trainingsritte. Trotz der hohen
Luftfeuchtigkeit und brütender
Hitze wurden die Motorräder den ganzen
Freitag hart rangenommen,
bis am Abend die Sonne hinter dem Fuji versank
und der Saft aus den Lederkombis
lief: Bis in die Nacht wurde über einem
Glas Sake noch am Showprogram
gefeilt.
Japanische Harley-Treffen
haben ihren eigenen Charme ? und im Land der
Pünktlichkeit laufen
auch die einzelnen Programmpunkte mit absoluter
Präzision und Genauigkeit
ab.
Das definitive „Highlight“
des diesjährigen „Blue Sky Heaven“ war das
erstmalige Zusammentreffen
der beiden Buell Stunt-Profis Craig Jones
(www.craigjones.com) und
Rainer Schwarz (www.stunt-s.de), welche
zusammen mit ihren Beifahrern
Wing und Markus Diepolder eine Show auf
den Asphalt brannten, von
der die japanischen Zuschauer noch lange reden
werden.
Im Oktober 2001 gab Rainer
Schwarz seine erste Vorstellung in Japan,
diesmal lud Harley-Davidson
Japan die beiden Stunt-Profis erstmals
gemeinsam zum Event. Resultat:
Eine atemberaubende Stunt-Action, welche
erstmals die besten europäischen
Stuntfahrer auf Buell in einer
Stuntshow der Superlative
vereinte. Craig Jones wird unterstützt von
Harley-Davidson Europe und
fährt vorwiegend im englisch-, französisch-
und spanischsprachigen Ausland,
während das Wheeling Team Rainer Schwarz
? unterstützt von Harley-Davidson/Buell
Deutschland ? mit seiner
Artistik das deutschsprachige
Publikum begeistert.
Es war schon lange ein Wunsch
der beiden, einmal gemeinsam aufzutreten,
schließlich stellen
die beiden Stunt-Profis so etwas wie das
Aushängeschild der
sportlichen US-Marke, die mit der „Firebolt“ gerade
ihr neustes „heißes
Eisen“ ins Rennen geschickt hat: Japan war die
Premiere der „Firebolt“
als Stuntshow-Bike ? eine gelungene zudem!
Die Transportkosten hatten
einen Import der regulären Stuntmaschinen von
Craig und Rainer verhindert,
weshalb man ihnen für den Event einfach ein
paar neue baute. Haltebügel
und Fußrasten für die Vorderradachse,
selbst ein neuer ultraleichter
(und ultra-leerer) Titanauspuff für die
Buells entstanden in Tag-
und Nachtarbeit. Die notwendigen Modifikation
der Motor-Entlüftungen
und Anpassungen der Lenkerposition wurden in der
Nacht von Donnerstag auf
Freitag erledigt. Schließlich sind auch Buell’s
von Werk aus nicht dafür
gebaut, dauernd auf dem Hinterrad gefahren zu
werden.
Selbst wenn Godzilla persönlich
über die Hügel gestampft wäre, wäre die
Begeisterung bei den Stunt-Shows
kaum noch zu steigern gewesen: Tausende
von Besuchern rahmten den
Platz ein, als die Stunt-Internationale zu
einem wahren Action-Feuerwerk
antrat.
Nachdem Rainer und Craig
das Publikum mit einer jeweils zehn Minuten
dauernden Solo-Show ? mit
und ohne Beifahrer ? angeheizt hatten, ließen
die beiden mit den FXDX
und der V-Rod mal so richtig den Asphalt kochen:
„Du mußt das Teil
fahren, als ob du es gerade geklaut hättest“,
kommentierte Craig die Stunt-Fähigkeit
der FXDX und agierte auch so.
Ausbrechende Hecks fodern
ihn nur zu mehr heraus und die Artistik von
Rainer Schwarz konterte
Craig mit einem Mega-Burnout auf der V-Rod quer
über den Platz: „Das
einzige, wozu man die Maschine im Serienzustand
gebrauchen kann“, kommentiert
er trocken.
Danach ging’s Schlag auf
Schlag: Doppelwheelies, Doppelburnouts,
Crossover-Wheelies und -Stoppies
ohne und mit Passagier ? der blanke
Wahnsinn auf Rädern:
Das Publikum wußte gar nicht, in welche Richtung es
zuerst schauen sollte, wenn
die Buell-Piloten wie bei einem
mittelalterichen Ritterturnier
gegeneinander „anritten“!
Zum krönenden Abschluss
saß Jones’ Co-Pilot Wing auf dem Lenker der
„Firebolt“, während
Craig die aufrecht stehende (!) Maschine im Kreis
burnen läßt ?
und Rainer Schwarz seinen Burnout-Kreis um die beiden
zieht! Atemberaubend, schon
allein wegen der blauweißen Qualmwolken, die
aussahen, als ob der Fujiyama
auf dem Eventgelände eine neue Filiale
eröffnen wollte!! Der
Platz sah danach aus wie ein Schlachtfeld, was er
für die meisten Hinterradreifen
der Show auch im wahrsten Sinne des
Wortes war . .
.
Ein Lob der Disziplin der
japanischenHarley-Fans: In Europa hätte man
nach der Stuntshow die Demorides
nicht auf dem gleichen Gelände abhalten
können: Da wären
die Demo-Bikes rasch von „Demonstration“ zu
„Demolution“ Bikes geworden!
Schon Minuten nah der Show waren die Poller
wieder aufgestellt und diszipliniert
zogen die Demobikes ihre Runden…
Nur nach der letzten Show
am Sonntag ? Finale auch für den Event ?
stürmten die Besucher
den Platz und bestaunten die qualmenden Überreste
der Reifen, saßen
mal selbst Probe auf den Bikes und waren sich in einem
Punkt einig: Das wollen
wir nächstes Jahr wieder sehen! Wir in Europa
auch!
Big TwinLifestyle
auf japanisch: BLUE SKY HEAVEN
Für Europäer ist
Japan noch immer das Inselreich am anderen Ende der
Welt. Tatsächlich ist
es nicht ganz einfach, sich in Japan als Tourist
zu bewegen, wenn man nicht
einmal die Straßenkarte oder den
Eisenbahnfahrplan lesen
kann. Den Linksverkehr kann man sich ja in
England schon mal antrainieren,
doch Grundkenntnisse der japanischen
Sprache sind zu empfehlen.
Das gilt auch, wenn sich die japanische
Harley Owners Group zu ihrem
größten Event im Schatten des Fujiyama
trifft: Harley-Lifestyle
auf japanisch hat seinen ganz eigenen
Charakter!
Majestätisch thront
die schneebedeckte Spitze des Vulkans über der
Fuji-Rennstrecke, deren
Start- und Ziel gerade einen Harley-Davidson
Aufmarsch erlebt, wie man
ihn hier noch nie gesehen hat: Fast 800 Big
Twins und Sportsters reihen
sich sauber ausgerichtet ein, um vor dem
Aufbruch nach Hause eine
Paraderunde um die Rennstrecke zu machen.
Pünklich um 10.30 fällt
das Startsignal und eine endlos erscheinende
Prozession von Harley-Davidsons,
angeführt von HD-Japan Pressesprecher
Katsuya Masuda setzt sich
in Bewegung: Motorendonner aus hunderten
Motoren erfüllt die
Luft, während sich die Motorräder langsam um den
Kurs bewegen ? ein phantastischer
Anblick bei strahlend blauem Himmel
vor der Kulisse des 3.776
Meter hohen Berggiganten.
Harley-Treffen haben in jedem
Land ihren eigenen Charakter ? so auch in
Japan. Die Big Twins aus
Milwaukee waren lange Jahre die einzigen
Motorräder mit großem
Hubraum, welche in Japan gefahren werden konnten,
waren doch die japanischen
Motorradfahrer auf maximal 750 ccm Hubraum
beschränkt. Einzige
Ausnahme: Importierte Motorräder. Zudem kommen die
Big Bikes aus Milwaukee
der Ergonomie der japanischen Fahrer und dem
Charakter des japanischen
Straßenverkehrs entgegen: Niedrige
Sitzposition, niedriger
Schwerpunkt und gute Handlichkeit bei niedrigen
Geschwindigkeiten. Auf japanischen
Landstraßen sind 40 km/h erlaubt, auf
der Autobahn gerade mal
das doppelte: Das richtige Tempo für den
drehmomentstarken Big Twin
aus
Milwaukee, von dessen Sitzbank
man auch die Landschaft genießen kann.
Die Fuji Rennstrecke liegt
etwa 100 Kilometer südlich von Tokio,
eingebettet in die Berghänge,
welche den Fujiyama umgeben. Mit viel
Freigelände und den
asphaltierten Eventflächen für Demorides und
Stuntshow eine ideale Location
für ein Harley-Meeting. Mit japanischer
Perfektion ist das Treffen
organisiert und läuft ab wie ein Uhrwerk: Am
Samstagmorgen rollen die
ersten Biker auf den Platz und bauen ihre Zelte
auf ? Urlaub ist knapp in
Japan und so ein 2-Tage Event will gut genutzt
sein. Die größte
H.O.G. Rally des fernen Ostens ist eine eher familiäre
Angelegenheit. Gerade für
die Kids hat man jede Menge Zerstreuung
aufgebaut: Mini-Harley’s
jeder Größe, Harley-Schaukelpferde und ein
Streichelzoo mit Pferd,
Ziegen, Igeln oder einem ganzen Sandkasten voll
Küken zum Kuscheln.
Wilde Burnouts und andere Showeinlagen sucht man auf
diesem Treffen vergeblich.
Auch das Abendprogramm: Außer einer Band auf
einer kleinen Bühne
und dem obligatorischen Feuerwerk, welches den
Samstag um 21.30 Uhr abschließt,
ist der Abend weitgehend der
Privatinitiative überlassen.
Diesen verbringen die japanischen Hoggies
am gemeinsamen Abendtisch
beim Grillen und Essen ? was mit den Stäbchen
auch in Japan eine Weile
dauert.
Text & Fotos: www.HR-F.de
Event & Stuntshow Story
in HIGH PERFORMANCE 8/2002